Streitschlichter

Zu beobachten ist an unserer Schule, dass es den Schülern, vor allem denen mit milieugeschädigtem sozialen Umfeld, aufgrund unausgeprägtem Sozialverhaltens, fehlender Empathie und ausgeprägter Verhaltensauffälligkeiten, immer schwerer fällt, sich in den Klassenverband einzufügen und Akzeptanz zu erfahren. Der Schulalltag ist dementsprechend nicht selten geprägt durch respektlosen, aggressiven Umgang miteinander, der zum Teil auch in körperlicher Gewalt gegen Mitschüler aber auch Lehrer endet.

Das objektive reflektieren des eigenen Handelns und dessen Konsequenzen fällt besonders diesen SuS , aber auch vielen anderen Schüler zunehmend schwerer. Verbale und körperliche Gewalt wird als erfolgreiche Form der Konfliktlösung angesehen, weil bisher die Alternativen kaum vermittelt bzw. erlebt wurden. Es wird deutlich, dass in allen Klassenstufen der Klassenfindungsprozess eine große Herausforderung für die Kinder und Jugendlichen bedeutet. Insbesondere bei der Entwicklung von Konfliktlösungsstrategien ist die gezielte, professionelle Unterstützung nötig, um das Klassenklima für alle Beteiligten so angenehm und positiv, wie möglich zu gestalten. Denn nicht selten sind vorhandene und nicht gelöste Konflikte untereinander für die SuS der Grundstein für Mobbing und Schulverweigerung, woraus sich fundamentale Probleme in den schulischen Leistungen und in der persönlichen Entwicklung ergeben können.

Konflikte lösen ohne Gewalt – Streitschlichter helfen dabei „Was mache ich, wenn ich immer wieder Streit mit einem bestimmten Mitschüler bekomme?“ „Ich habe oft  immer Krach mit meiner besten Freundin, weiß aber nicht, wie ich den ersten Schritt zur Versöhnung machen soll.“ Solche oder ähnliche Situationen kommen im Schulalltag häufig vor und belasten die betroffenen Schüler sehr, bzw. stören die Schüler beim kreativen Tätig Sein in den verschiedenen Unterrichtssituationen.

„In einer Zeit, in der die erzieherische Komponente im Schulalltag einen immer breiteren Raum einnehmen sollte, einer Zeit, in der Persönlichkeitsentwicklung im Rahmen der Präventionsarbeit zur Vermittlung von Schlüsselqualifikationen unerlässlich wird, ist die Fähigkeit, Konflikte nach dem Mediationsverfahren zu bearbeiten, ein immer wichtigerer Beitrag in der Entwicklung der Schülerinnen und Schüler zu mündigen, verantwortungsbewussten und toleranten Bürgerinnen und Bürgern.“ (Standards und Ausbildungsrichtlinien für Schulmediation <7<Juni 2002/ Bundesverband Mediation e.V. /BM Fachgruppe Schule und Jugendarbeit)

Im Schuljahr 2002 / 2003 haben sich im Rahmen des Landesprojektes Sachsen – Anhalt „Mediation an Schulen“ Lehrerinnen und Schüler als Streitschlichter ausbilden lassen. Seit dieser Zeit arbeitet die Streitschlichtergruppe an unserer Schule. Regelmäßige Zusammenkünfte sichern die Begleitung der Streitschlichter bei ihrer Arbeit. Im Zeitrahmen von zwei Schuljahren werden immer neue Schüler ausgebildet, um die Kontinuität der Tätigkeit zu sichern.

Die Schülermediatoren sind sich der Bedeutung der Mediation im Schulrahmen und für sich selbst überzeugt und sind stolz diese Tätigkeit ausführen zu dürfen. Regelmäßige Trainings bestätigen den Enthusiasmus mit dem die Schüler bei der Sache sind und auch ihre sichtbaren Fortschritte beim Führen der Streitschlichtergespräche.

„…Konflikte sind eher etwas Positives. Sie zeigen uns, dass etwas nicht stimmt, dass es unterschiedliche Interessen, Wünsche und Wahrnehmungen gibt. Gewalt und Leid ist fast immer das Ergebnis von ungelösten Konflikten und gerade bei Kindern und Jugendlichen ein Zeichen dafür, dass sie keinen anderen Weg wissen. Formen konstruktiver Konfliktbearbeitung zu vermitteln ist daher eine wesentliche Forderung an moderne Erziehung.“ (Kurt Faller; „Konflikte selbst fair lösen“)

Die Streitschlichter unserer Schule stellen sich deshalb folgende Aufgaben:

  • Zentrales Ziel ist die Schlichterschüler so zu unterweisen, dass sie, außer ihrer Arbeit als Streitschlichter,  in ihren Klassen einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung von sozialkompetentem Verhalten lelisten, in dem sie das Sich – Zurücknehmen, Sich – Einlassen können auf die anderen und das Benennen und Formulieren eigener Bedürfnissen und Standpunkte auch durch Perspektivwechsel praktizieren.
  • Ein weiteres Ziel ist es, dass die Streitschlichter mit ihren Kompetenzen maßgeblich an der Demokratieerziehung in unserer Schule mitwirken.
  • Vertrauensvolle Streitschlichtergespräche, die nur von Schülern geleitet werden
  • Schüler suchen miteinander nach geeigneten Lösungen und helfen sich gegenseitig
  • Aussprachen im Schlichterkreis helfen den Schülern bei der Problembewältigung, die sich aus den Gesprächen ergeben
  • Schlichterschüler stellen ihre Tätigkeit zu Beginn der Klasse 5 den „neuen Schülern“ vor, um von Anfang an, allen Schülern Möglichkeiten zu einem fairen Umgang aufzuzeigen
  •  Regelmäßige Zusammenkünfte helfen Techniken der Gesprächsführung zu festigen und Aussprachen im Schlichterkreis helfen auch allgemeine Probleme im Schulalltag zu besprechen
  • Ein bedeutsames  Ziel stellt für uns die Ausbildung von Streitschlichtern in allen Klasen unserer Schule dar, um zu ermöglichen, dass schnell auf aktuelle Konflikte, welche das Lernen erheblich behindern reagieren zu können.

Streitschlichtung wird als konsequente Ergänzung und Vertiefung des Wertevertrags, welchen das Lehrerteam gemeinsam beschlossen  und zu dessen Einhaltung sich verpflichtet hat, gesehen.

Die dargestellten Maßnahmen dienen dazu Grundwerte und Normen zu schaffen, die mit entsprechenden Regeln von allen getragen werden.

Wir sind überzeugt, dass dies hilft eine  Atmosphäre der Lehr- und Lernkultur zu schaffen, in welcher Konflikte konstruktiv gelöst werden, was zur Entwicklung von Sozialkompetenz bei allen Schüler beiträgt.

 

 




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